[SES-interdisziplinär]Fütterstörung bei 4 Monate altem Säugling

Gaiser, Ulrike U.Gaiser at kize.de
Mo Nov 8 07:45:41 CET 2021


Liebe Frau Helmert,

da können wir bestimmt helfen - die Familie darf sich gerne bei mir melden für eine Terminvereinbarung in unserer Ambulanz für frühkindliche Essprobleme. Klingt ja ganz nach einem typischen Fall für Maulbronn ;-))
Herzliche Grüße
Ulrike Gaiser


Dr. Ulrike Gaiser
Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde
Neuropädiatrie
Oberärztin der Eltern-Kind-Station am
Kinderzentrum Maulbronn
Knittlinger Steige 21
75433 Maulbronn
Tel.: 07043/160
u.gaiser at kize.de

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Von: Sprachstoerung [sprachstoerung-bounces at lists.uni-halle.de]" im Auftrag von "Stefanie Helmert [stefanie.helmert at gmx.de]
Gesendet: Sonntag, 7. November 2021 23:22
An: sprachstoerung at lists.uni-halle.de
Betreff: [SES-interdisziplinär]Fütterstörung bei 4 Monate altem Säugling

Liebe Listenmitglieder,

ich wurde von einer Mutter einer Mutter-Kind-Gruppe angesprochen, weil sie bezüglich der Fütterstörung ihres Babys nicht mehr weiter weiß. Da ich als Logopädin keine Erfahrung im Bereich Fütterstörungen habe, würde ich den Fall gerne hier schildern. Vielleicht hat jemand eine Idee, hatte einmal einen ähnlichen Fall oder kann anderweitig helfen. Die Mutter ist verständlicherweise sehr verzweifelt und für wirklich jeden Tipp dankbar!
Ich gebe weiter, was die Mama mir geschildert hat:
Es geht um einen vier Monate alten Säugling (zweites Kind der Familie, Mama „stillerfahren“). Im ersten Monat wurde er gestillt. Das war laut Mutter allerdings eher anstrengend und mit viel Weinen verbunden. Die Ursache war anfangs vermeintlich klar – zu viel Milch. Daraufhin wurde abgepumpt und mit der Flasche gefüttert. Es wurde jedoch immer schlimmer, bis er sich gar nicht mehr im Wachzustand (egal wie hungrig) fūttern ließ. Er weinte dann immer erst viel vor Hunger, die Eltern mussten ihn dann beruhigen und tragen und ihn zum Einschlafen bringen, damit er dann im Halbschlaf trinken konnte. Für ca. 120 ml brauchte er ca. eine halbe Std oder lānger. Die betreuende Hebamme war ratlos. Sie meinte, der Geschmack der Muttermilch wäre die Ursache. Daraufhin hat die Mutter die abgepumpte Milch mit Schmelzflocken bzw. Saft gemischt; das brachte aber keine Veränderung. Eine kuhmilchfreie Ernährung der Mutter brachte auch keine Veränderung. Einmal waren sie wegen Fieber im Krankenhaus, da wollten die Ärzte ihm eine Magensonde legen. Beim Kinderarzt (eine wirklich gute Adresse in Ingolstadt) herrscht Ratlosigkeit. Sie vermuten eine Ūberempfindlichkeit im Mund-/Gaumenbereich. Die Mutter war mit dem Jungen beim Osteopathen und bei einer Heilpraktikerin - keine Besserung. Sie sucht aktuell nach einer Logopädin, die Sāuglinge behandelt, das gestaltet sich aber sehr schwierig.
Da ihr bislang niemand wirklich weiterhelfen konnte, hat sie viel im Internet recherchiert und von ähnlichen Fällen gelesen, aber nie einen „Lösungsansatz“ gelesen. Über die Internetrecherche kam die Frage auf, ob er eine Regulationsstörung hat...
Aufgrund der schwierigen Ernährungssituation hat sie jetzt mit 4 Monaten die Beikost eingeführt und „drückt ihm die Löffelchen irgendwie rein, im wachen Zustand“. Aus Verzweiflung, da wirklich jeder Milliliter ein Kampf ist, hat sie begonnen, ihm neben Beikost auch kalorienreichere 1er-Milch zu geben. Die mag ihr Sohn aber nicht recht.
Aufgefallen ist ihr außerdem, dass er oft spuckt. Dadurch muss sie ihn im Anschluss an das langwierige Fūttern mindestens 20 Minuten aufrecht tragen, damit nichts von dem mūhsam Gefütterten wieder ausgespuckt wird. Das Trinken im Halbschlaf ist insgesamt nicht leicht. Sie muss viele Anlāufe machen und ihm stāndig Pausen geben. Wenn er dann mal am Fläschchen zieht, sind es hastige 2-3 Schlucke, dann dreht er den Kopf weg und ringt nach Luft. Sie gibt ihm dann schnell den Schnuller, damit er durch dieses beschwerliche Trinken nicht aufwacht.
Sie erzählte auch, dass – damit sie ihn vom Weinen vor Hunger zur Ruhe bringen und möglichst schnell in den Halbschlaf bringen kann - im Hintergrund jedes Mal der Fōhn oder die Dunstabzugshaube läuft; damit wollen die Eltern ihn „abschirmen“.
Die Familie kann quasi nirgends hingehen, weil er sich unterwegs nicht so leicht zur Ruhe bringen lāsst.
Die Mama ist in Sorge, ob evtl. eine anatomische Unreife der Speiseröhre vorliegt, oder etwas ähliches. Eine Untersuchung auf Reflux in einer lokalen, renommierten Kinderklinik ist geplant.
Es bleibt die Angst der Mutter, was ihr Kind hat und ob es besser wird. Momentan schläft er tagsüber noch oft, sodass sie ihn zum Einschlafen bekommen kann, um ihn dann zu fūttern. Aber das wird mit jedem Monat schwieriger werden.

Eine lange Beschreibung – sie spiegelt die Odyssee, die die Familie schon hinter sich hat.
Falls jemand weiterhelfen könnte, wäre das großartig. Vielen Dank im Voraus!

Mit freundlichen Grüßen
Stefanie Helmert



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