[SES-interdisziplinär] ISES X - Gender
Christof Dr.Rupieper
dr.rupieper at mac.com
Mi Jan 23 13:31:29 CET 2019
Mit großem Interesse habe ich die Zusammenfassung des Kongresses gelesen. Dabei sind mir zwei Dinge aufgefallen, die ich gerne zur Diskussion stellen möchte. Damit es bei den Fragestellungen keine Durcheinander gibt, werde ich meine Fragen besonders ins Forum stellen.
1. Gender
Ich arbeite in einem sozialen Brennpunkt im Gelsenkirchener Süden. Hintergrund meiner Frage ist die Tatsache, dass ich einmal für einen Vortrag im Rahmen der lokalen Präventionsarbeit die Daten meiner Praxis durchgeschaut und folgendes Ergebnis gefunden habe:
Kinder zwischen drei und fünf Jahren (Summe der U7a, U8 und U9): 659 Kinder in 2016
Davon Logopädie Erstverordnung: 121 (18,4%) ♀39; ♂ 82
Rechnet man die Verordnungen der HNO Kollegen und der Pädaudiologie dazu so ist rund jedes 4. Kind in logopädischer Behandlung. (Kann das sein?)
Es fällt auf, dass doppelt so viele Jungen wie Mädchen in Therapie sind, was sich mit Daten aus der Literatur deckt.
In allen Vorträgen und Posterbeiträgen ist vom „Kind“ die Rede. Auch die Referenzwerte in der Entwicklung der Laut- und Schriftsprache sind auf „Kinder“ bezogen. Es gibt aber Jungen und Mädchen. Wenn man sich aktuelle Testverfahren aus anderen Entwicklungsbereichen anschaut, stellt man fest, dass es sehr wohl geschlechtsspezifische Unterschiede gibt. z.B. Zürcher Neuromotorik, Jungen sind in der Grob- und Feinmotorik in allen Bereichen gut ein halbes Jahr „hinter“ den Mädchen, außer in „Kraft“ und „Geschwindigkeit“. Auch soziale Kompetenzen entwickeln Jungen gut ein halbes Jahr später.
Daher meine Frage: Gibt es Untersuchungen, ob die Entwicklung der Sprache geschlechtsspezifisch sowohl qualitativ als auch quantitativ unterschiedlich verläuft? Dann müsste man ja auch die Testungen geschlechtsspezifisch normieren. Mit der gängigen Erklärung gebe ich mich nicht zufrieden: „Jungens sind die Problemkinder. Sie sprechen eben schlechter und müssen daher mehr therapiert werden!“
"Glückauf" aus der ehemaligen Stadt der 1000 Feuer
Dr.C.Rupieper
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45879 Gelsenkirchen
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